Bohren in Messingblech
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Wer produzierte ihn nicht auch schon, den frustrierenden Ausschuss, dank einem weggedrifteten, fünfeckigen Bohrloch, oder einem schon fertig zugeschnittene Messingblech am Bohrer eingehängt, hochgeschnellt und zwirbelnd? Aber trotzdem, die weitaus schlimmeren Folgen wären Schnittverletzungen.
Gemäss den nachfolgenden Illustrationen und einfachen Tipps arbeite ich normalerweise und bin stets gut gefahren damit.
Spiralbohrersätze für Messing.
Es ist fast unumgänglich, zwei komplette Bohrersätze 1-10mm zur Verfügung zu haben, einen Satz für Stahl und einen Anderen für Messing. Die Spiralbohrer für Messing sollen einen Schnittwinkel von 0 Grad aufweisen, wie im Bild ersichtlich, der einfach von Hand an der Schleifscheibe angeschliffen werden kann. Für kleine Bohrer hingegen eignet sich ein mittelkörniger, 3-kantiger Abziehstab bestens. Grösste Beachtung ist der Schneiden-Symmetrie zu schenken.
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Vorbereitungen am Werkstück.
In ein 0.3mm Messingblech möchte ich ein Loch mit 10mm Durchmesser bohren. Das Bohr-Zentrum markiere ich, wenn’s geht auf der Rückseite, mit einem zarten Körnerschlag und ziehe mit dem Zirkel einen feinen Kreis mit einem Durchmesser von ca. 10.5mm. Ein eventuelles Verlaufen des Bohrers kann ich damit überwachten und ggfs. noch rechtzeitig korrigieren. Damit im Bild die Markierungen besser hervorstechen, sind sie einfach etwas kräftiger ausgeführt.
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Einrichten der Bohrmaschine.
Als Bohrunterlage verwende ich, weil vorhanden, eine 25mm dicke, parallel gehobelte Hartholzplatte, lege das Messingblech mit dem Bohrzentrum genau unter dem Bohrfutter plaziert und klemme das Paket zweiseitig auf dem Bohrtisch fest. Die Positionen der im Bild sichtbaren Pratzen sind aus fototechnischen Gründen so gewählt, wären aber in der realen Praxis möglichst nahe am Bohrloch anzubringen, damit keine Bohrspäne zwischen die Unterlage und das Blech eindringen können.
Wem der Aufspann-Aufwand zu gross oder unnötig erscheint, kann das Blech auch mittels einer Klemm-Zange, von Hand gehalten, aufbohren und so sein Glück versuchen.
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Der Positionier-Dorn.
Als Hilfsmittel für die Suche der zum Bohrfutter fluchtenden Position des Bohrzentrums dient mir ein mit 90 Grad spitzig gefaster Stahldorn mit 10mm Durchmesser und rund 100mm Länge.
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Der Stoff-Trick.
Eine alte Mechaniker-Regel besagt, dass Spiralbohrer nicht zum Aufbohren vorgegossener, oder vorgebohrter Löcher verwendet werden dürfen. Die Gründe sind einleuchtend, es rattert, der Bohrer verläuft, die Bohrung wird zu gross und unrund. Die Ursachen sind die lediglich zwei Bohrer-Schneiden, der grosse Spitzen-Anschleifwinkel und die freie Länge des Bohrers.
Und…, trotzdem kann es funktionieren, nämlich mit dem sogenannten Stoff-Trick!!
Eine sehr geeignete Gewebedichte haben z.B. alte Sanfor-Werkstattschürzen, die ich für solche Verwendungen aufbewahre. Aus diesem Material schneide ich mir vorab 20x20mm breite Einweg-Streifen und solche in faltbaren Längen von 40 und 60mm. „Einweg“ bedeutet nur einmal verwendbar.
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Der Bohr-Schritt 3mm.
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Das gewünschte Endmass erreiche ich in vier Bohr-Schritten, 1, 3, 6 und 10mm. Die beiden ersten Bohrungen 1+3mm erfolgen in normaler Art. Für die beiden restlichen Auf-Bohrungen kommt der „Lappen-Trick“ zur Anwendung. Von welchem Kollegen ich das vor langer Zeit abgeschaut habe, weiss ich nicht mehr. Also…, zwischen Bohrer und Werkstück lege ich ein Stück Stoff, je nach Bohrdurchmesser, 1-lagig, oder zwei-, resp. 3-lagig gefaltet.
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Der letzte Bohrschritt 10mm.
Die Aufbohr-Vorgänge starte ich bei entsprechenden, normalen Drehzahlen kontrolliert, aber recht beherzt, denn die Bohrer-Schneiden müssen durch den Stoff hindurch, möglichst rasch den Kontakt mit dem Bohrloch des Bleches finden und ohne Unterbruch den eigentlichen Bohr-Prozess beginnen können. Damit verhindere ich, dass sich durch das Stoff-Gewebe die Kante der aufzubohrenden Bohrung poliert, bördelt und als Folge unzulässig erwärmt wird. Das gesamte Aufbohr-Prozedere funktioniert natürlich nur dann, wenn das Stoff-Pack nicht zu dick, aber auch nicht zu dünn gewählt wird.
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Das Resultat.
Einige Probe-Bohrungen sind sehr sinnvoll, um zum jeweils aktuellen Bohr-Durchmesser das Gefühl für die richtige Stoff-Paketdicke und den notwendigen Bohrspindel-Druck herauszufinden.
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Der Kreisschneider.
Der Kreisschneider ist ein unverzichtbares Werkzeug. Es ist sehr wichtig, dass für Messing, wie im Bild gut sichtbar, der Stichel- Schnittwinkel 0 Grad beträgt.
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Beim Kreisschneiden.
Die Zentrumsbohrung sollte möglichst genau dem Durchmesser des Führungszapfens entsprechen, das Blech auf einer Hartholzplatte horizontal und plan auf den Bohrtisch aufgespannt sein, und mit kleiner Drehzahl bei vorsichtigem Vorschub gearbeitet werden.
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Am Ziel.
Je nach Blechdicke kann es von Vorteil sein, nach Erreichen der halben Blechdicke das Werkstück zu wenden und die Bohrung rückseitig fertig zu stellen.
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Der konische Schäl-Bohrer.
Für mich stellt der Einsatz des konischen Schäl-Bohrers immer einen ungeliebten Kompromiss dar. Deshalb verwende ich dieses Ding sehr selten, sozusagen nur im Notfall, aber noch nie für Messing. Die Voraussetzung wäre dann wiederum ein Schnittwinkel von 0 Grad über die gesamte Schneiden-Länge. Die Holz-Zwischenlage müsste dick sein, d.h. mindestens der Schäl-Bohrer-Länge entsprechen. Wegen der grossen Gefahr des Verlaufens ist es von Vorteil, vorgängig den Bohr-Durchmesser, zum Kontrollzweck mit dem Zirkel anzureissen.
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