Härten Teil 1 Die Vollhärtung
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Der Vorgang „Härten“ von der Industrie metallurgisch korrekt und optimal abgehandelt und verlangt, war und ist für mich nicht praktikabel. Aber es geht viel einfacher, nämlich so wie ich es mir bei meinem Vater damals abgeschaut hatte und bis heute gut gefahren bin damit. Ich möchte meine Erfahrungen gerne an die mit der spanabhebenden Metallverarbeitung bestens vertrauten Dampfmodellbau-Kollegen weiter geben und vielleicht damit dem Einen oder Anderen einen brauchbaren Tipp zu geben. Also nochmals: „Härten ist keine Hexerei“!
"Härten" im Dampfmodellbau
Es gibt kaum ein besseres Beispiel als die präzise Steuerung einer Dampflokomotive, wo die Anwendung des Härtens grössten Sinn macht. Darum baue ich ganz grundsätzlich Lager aus Bronze in alle Drehpunkte des Gestänges ein und verwende entsprechend angefertigte und gehärtete Zapfen, oder Schaftschrauben für die spielfreie Funktion über lange Zeit. Dieser „bescheidene“ Mehraufwand lohnt sich.
Silberstahl, seine Bearbeitung und Wärmebehandlung
Unter der altbekannten Bezeichnung versteht man einen mit Chrom und Vanadium legierten, härtbaren Stahl „CCV120“ unter der Werkstoff-Nr. 1.2210, den es in der Regel nur in Rund- und Vierkantstangen gibt. Nicht rostfrei.
Ich verwende stets die in engen Toleranzen geschliffenen und super abgestuften Stangen-Durchmesser.
Im Laufe der vergangenen Jahre fertigte ich mit diesem Material auch unzählige Werkzeuge. So zum Beispiel Formfräser für die Nuten in Trieb- und Steuergestängen, Mini-Ausdrehstähle, Stichel, Stanz-Stempel usw.
Ich achte speziell darauf, dass das die fertigen Bauteile keinerlei Brauen aufweisen. Den lagerseitigen Gewindeenden schenke ich ganz besondere Beachtung, wie den Stufen-Schultern auch. Für die Letzteren genügte es vollauf, die Absatzkante mittels eines Polierstabes aus der Uhrmacherei, ganz leicht zu runden. Die Abmessungen des gehärteten Werkstückes bleiben unverändert.
Den Erwärmungsprozess beginne ich langsam und rundum gleichmässig. Damit verhindere ich ein Verziehen des Bauteils.
Die Glühfarbe für Durchmesser bis 10mm ist „kirschrot“, was einer Temperatur von 780-820 0C entspricht und die Abschreckung erfolgt in Öl.
Die Glühfarbe für Durchmesser über 10mm ist „hellkirschrot“, was einer Temperatur von 810-840 0C entspricht und die Abschreckung erfolgt in warmem Wasser.
Die Endhärtung erreiche ich mit dem „Anlassen“. Für Schaftschrauben und Gewindezapfen hat sich „strohgelb“ bewährt, für Stempel „weiss- bis hellgelb“ und für Ventilwellen, Fräser, Ausdrehstähle und Stichel „goldgelb bis goldbraun“.
Während des Erwärmungsprozesses achte ich stets auf eine spannungs- und druckfreie Fixation, resp. Halterung des Werkstücks. Achtung: Bei der Verwendung von Zangen können unliebsame Druckstellen auftreten.
Vor und nach dem „Anlassen“ poliere ich das Bauteil jeweils in seiner gesamten Länge.
Das Härtungs-Prozedere; Ein Beispiel aus meiner eigenen Küche, hier für kleine Teile
Vorgängig fertige ich aus einem 0.5mm Verpackungs-Spannband einen Streifen mit 100mm Länge und 5.5mm Breite und forme in dieses, über die halbe Länge, eine halbrunde Rinne.
Dann greife ich das andere Ende mit einer Flachzange,
legte das, oder die Teile (max. 3 St.) in die Rinne,
erwärme den Rinnenteil über der Flamme solange, bis auch die draufgelegten Teile die gewünschte „Glühfarbe“ rundum erreich haben, und
kippte die glühenden Bauteile sofort in das darunter bereitgestellte Gefäss mit Öl.
Anschliessend poliere ich die Teile in ihrer gesamten Länge mittels eines Polierstabes gleichmässig auf Hochglanz. Stufenbolzen spanne ich im Drehbank entsprechend um.
Dann, wie zu Beginn beschrieben, erwärme ich nun jedes Teil einzeln wieder, aber diesmal über stark reduzierter, weicher Flamme im Abstand von ca. 15cm Abstand, bis die gewünschte, gleichmässige „Anlassfarbe“ erreicht, um dann
das Teil sofort wieder ins Öl zu kippen.
Zum Abschluss poliere ich speziell die Lager-Lauffläche(n) auf Hochglanz und je nach Gutdünken und Bedarf auch die restlichen Stellen und Stirnseiten.
Fertig!
Misslang der Prozess, kann der Vorgang problemlos gem. Pos. 3-10 wiederholt werden.







